Sie glauben, alles zu wissen. Sie wollen über alle bestimmen. Drei erbarmungswürdige Damen versammeln sich in einer schmuddeligen Wohnküche und kämpfen um ihre kleine Hackordnung in einer Welt, die von materieller und moralischer Knechtung geprägt ist. Keine Impulse für morgen, kein moralisches In-sich-gehen, weil das Hässliche, das Böse, das Gemeine sich in sozialer Ungleichheit, Unterdrückung und Entfremdung in einer Welt manifestieren, die eben so ist und der sich die Kunst nicht entziehen kann.
„Das Publikum will nicht von kuscheligen Wattestäbchen saubergebohrt werden und auch nicht von kleinen Massagestäben gekitzelt werden. Es will einen hell leuchtenden glühenden Laternenpfahl als Theater in die Eingeweide gerammt bekommen.“
(Werner Schwab, Stern 42/1992)
Das zweite je aufgeführte Stück des Radikaldramatikers Werner Schwab ist auch das meistgespielte. Drei Frauen sprechen über ihr Leben, komisch, zynisch und spannend. Philosophierend über Kinder, Sex und verstopfte Aborte schweifen ihre Gedanken über ein paar Gläschen Wein zu einem rauschenden Fest, das Erna mit ihrem katholischen Metzger Wottila, Grete mit dem feschen Tubaspieler Freddy zu verbringen erträumen. Bis es aus der ewig zu kurz kommenden Mariedl herausbricht und sie den anderen in ihrer naiven Klarheit deren Lebenslügen und Schandtaten um die Ohren haut. Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten… In seinem unverwechselbaren Stil verwandelt Schwab die Sprache seiner, ihren eigenen Körpern entfremdeten Protagonistinnen, in ein groteskes Schlachtfeld, auf dem Fremdbestimmung und verzweifelte Selbstbehauptung miteinander ringen.